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Die Erfindung von Hundefutter

Backe, backe Hundekuchen – pro und kontra gebackenes Hundefutter

Hundenahrung damals und heute

Hundefutter damals und heute

Ein guter Freund hat uns gebackenes Trockenfutter empfohlen. Das klang recht vielversprechend und wir wollten mehr darüber erfahren. Bei uns kommt nämlich nicht alles in die Näpfe unserer beiden Lieblinge Balu und Max (beide Golden Retriever).

Wir sind beim Futter sogar sehr wählerisch. Die Suche nach möglichst unbeeinflussten Informationen zu gebackenem Trockenfutter gestaltete sich unerwartet schwierig. Daher haben wir für alle anderen Interessierten eine Zusammenfassung geschrieben.

Viel Spaß beim Lesen wünschen euch Peter und Ilona P.


Trockenfutter für Hunde kann auf unterschiedliche Weise hergestellt werden. Eine davon ist Backen. Dieses Verfahren gibt es schon sehr lange, doch es ist offenbar nicht ganz unumstritten.

Die Erfindung von Hundefutter

Früher bekamen Hunde hauptsächlich Essensreste. Dabei konnte es sich um Innereien und Knochen handeln, häufig mussten sie sich aber mit eingeweichtem Brot oder Kartoffeln begnügen. Sie erhielten alles, was irgendwo abfiel. So ging das wohl mehrere Tausend Jahre lang. Doch dann kam die große Wende: Im Jahr 1860 hatte der englische Geschäftsmann James Spratt beobachtet, wie Matrosen ihre Hunde an Bord mit Gebäckresten fütterten. Seine Idee war, spezielle Hundekuchen herzustellen. Leider hatten die Menschen damals zum einen wenig Ahnung, wie Hunde artgerecht zu ernähren sind, zum anderen wollte man kein wertvolles Fleisch an sie verschwenden. Und so bestand die erste Rezeptur von gebackenem Hundefutter aus Weizenmehl, Gemüse, Roter Bete und Rinderblut. In Ermangelung einer Alternative schien dieses Futter bei Hunden sehr gut anzukommen. Die Hundekuchen wurden zum Erfolg und waren das erste kommerziell produzierte Hundefutter der Welt.

spratts dog cakes
Gebackenes Trockenfutter vor über 100 Jahren

Wie wird gebackenes Hundefutter hergestellt?

Um Hundefutter backen zu können, werden die einzelnen Zutaten zuerst einmal getrocknet und fein gemahlen. Anschließend vermengt man diese und mischt sie mit Wasser, sodass daraus ein Futterteig entsteht. Dieser wird ausgerollt oder zu langen Strängen gerollt, um aus ihm die gewünschten Formen herzustellen. Hier liegt eines der Probleme bei dieser Zubereitungsmethode: Damit das Futter später nicht bröselig ist und zerfällt, müssen darin Zutaten mit einer gewissen Klebeeigenschaft vorhanden sein. Typischerweise wird hierfür das Klebereiweiß Gluten verwendet. In Verbindung mit Wasser und Hitze härtet es aus, sodass das Futter seine Form behält. Gluten steckt unter anderem in Weizen und Dinkel. Doch viele Hundehalter würden gerne auf Getreide im Hundefutter verzichten. In diesem Fall verringert sich die Auswahl an gebackenem Hundefutter deutlich.

Glutenstruktur im Teig

Glutenstruktur im Teig

Wissen sollte man auch, dass es bei gebackenem Hundefutter kaum Spielraum für den Fettgehalt gibt. Das ist ähnlich wie beim Plätzchenbacken. Bei zu wenig Fett wird der Teig bröselig, bei zu viel hat man Probleme mit dem Formen. Daher haben die Hersteller nur sehr wenige Möglichkeiten, was die Variation ihrer Rezepte betrifft. Man kann bei Weitem keine so breit gefächerte Auswahl anbieten, wie dies bei anderen Herstellungsverfahren der Fall ist.

Gefahren bei gebackenem Hundefutter

Zwar handelt es sich beim Backen um die älteste Form der Herstellung von Hundefutter, doch sie ist nicht ganz unumstritten. Denn je nachdem, wie lange und vor allem bei welcher Hitze der Teig gebacken wird, besteht die Gefahr, dass sich Acrylamid entwickelt. Nach einem Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit erhöht dieser Stoff potenziell das Risiko für Krebs und Veränderungen des Erbguts. Leider weiß man nicht, mit welcher Hitze die Hersteller von gebackenem Hundefutter ihren Teig backen. Bei Temperaturen ab 170 Grad steigt die Acrylamidbildung sprunghaft an. Dass dies nicht nur eine potenzielle Bedrohung ist, wies Stiftung Warentest im Juni 2016 in einem gebackenen Hundefutter nach.

Illustration Acrylamidgehalt in verschiedenen Lebensmitteln

Acrylamidgehalt in verschiedenen Lebensmitteln

Wie kommt gebackenes Hundefutter bei Hunden an?

Die Akzeptanz ist bei Hunden sehr unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je trockener ein Futter ist, je weniger Fleisch darin enthalten ist und je weniger verführerisch es riecht, desto weniger mögen es Hunde. Aus Sicht unserer Hunde schneidet gebackenes Hundefutter daher vergleichsweise schlecht ab. Es ist staubtrocken, verbreitet nur unwesentlich den Geruch von fleischlicher Nahrung und weist zum Teil einen sehr geringen Fleischgehalt auf. Vor allem mäkeligen Essern wird man mit gebackenem Hundefutter keine Freude machen. Für uns Menschen riecht gebackenes Futter zwar oft recht gut, doch viele Hunde sehen dies offensichtlich anders. Von daher finden gebackene Hundekekse häufig nur Verwendung als Leckerli zwischendurch.

Quillt gebackenes Hundefutter auf?

Aufquellendes Trockenfutter vergrößert das Risiko einer meistens tödlich endenden Magendrehung. Davon sind in der Regel größere Hunde betroffen. Bei der Futterauswahl für Balu und Max achten wir besonders darauf, dass kein aufquellendes Hundefutter in den Napf kommt. Offenbar quellen nicht alle gebackenen Hundefutter auf. Im Zweifel empfehlen wir, einen Quelltest vor der Fütterung durchzuführen. Dafür wird eine Handvoll Trockenfutter für etwa zwei Stunden in ein Glas Wasser gegeben. Quillt es in dieser Zeit auf, würden wir davon abraten.

Beispiel:

Vorher:

vorher

Nach etwa zwei Stunden:

nach zwei stunden

Fotos: https://www.hundebibel.de/fleischsaftgarung

Alternativen zu gebackenem Hundefutter

Wer auf der Suche nach einem Hundefutter ist, das nicht im Bauch aufquillt, kommt an Trockennahrung aus Fleischsaftgarung nicht vorbei, denn die Fleischsaftgarung ist die verlässlichste Zubereitungsmethode, damit Hundetrockennahrung nicht aufquillt.

Gegartes Fleisch wird im Vergleich zu frischem Fleisch (BARF) leichter verdaut. Auch wird fleischsaftgegarte Hundenahrung regelmäßig mikrobiologisch und chemisch überprüft, anders als BARF-Menüs, wo in vielen Tests (u. a. von Stiftung Warentest) Keime, Bakterien und sogar multiresistente Erreger (u. a. Studie der Universität Zürich) gefunden wurden. Für uns sind die Vorteile von Trockennahrung aus Fleischsaftgarung gegenüber anderen Fertigfuttern und auch BARF so überwältigend, dass wir Balu und Max nichts anderes mehr geben wollen.